written by Kathrin Geef | Blogartikel 

13. August 2019

Was würde sich in deinem Leben verändern, wenn du in deiner Sexualität die Verbundenheit finden könntest, die du dir so sehr wünschst?

Was würde sich in deinem Leben ändern, wenn Sexualität nicht mehr das Erlernen neuer Kunststücke wäre, wenn du nicht mehr Angst haben musst, du kommst zu früh, oder zu spät oder gar nicht?

Wie wundervoll wäre es für dich, wenn deine Tränen nach dem Orgasmus nicht ein Zeichen deiner Einsamkeit sind, sondern deiner tiefen Freude?

Wie erleichtert und frei würdest du dich fühlen, wenn du Sex nicht mehr als lästiges Übel mitmachen musst, nur um den Mann an deiner Seite nicht zu verlieren?

Wie schön wäre es, wenn du auf einer anderen Ebene abseits von Pornos und Erwartungsdruck Liebe und Verbundenheit fühlen könntest?

All diesen Fragen widme ich mich in diesem Post und hoffe, dass ich dir damit Mut und Kraft schenke.


Unsere Sexualität und was davon übrig blieb


Vor nicht all zu langer Zeit arbeitete ich einen Tag lang mit einer sehr jungen Frau. Sie war gerade einmal 21 Jahre. In ihrem Schreiben an mich äußerte sie ihre Unzufriedenheit und ihre Angst, weil sie den Sex, den sie mit ihrem Partner erlebte, als unbefriedigend, schmerzhaft und tot empfand.

Sie schilderte mir ihre Situation in etwa so:

“Wenn ich nicht mit ihm schlafe mault er rum und verbreitet so eine schlechte Stimmung, dass wir eigentlich dann nichts mehr unternehmen können. Wenn ich dann mit ihm ins Bett gehe läuft es immer nach dem selben Schema ab: wir „spielen“ irgendwelche Szenen nach, die wir zusammen vorher in einem Porno gesehen haben. Mir tut das oft weh und ich finde es auch zwischendurch eklig. Doch wenn ich das nicht mitmache, wie gesagt mault er entweder rum oder er gibt mir zwischen den Zeilen zu verstehen, dass es sicher andere Frauen gibt, die das für ihren Mann machen. Ich fühle mich dann immer unter Druck und bin froh, wenn es vorbei ist."

Während sie mir das erzählt spielt sie unentwegt an der kleinen Kette an ihrem Handgelenk und in ihren Augen spiegelt sich ein kleiner See aus Tränen. “ Ich will ihn nicht verlieren. Aber ich will mich auch nicht verlieren“ sagt sie mir mit leiser, zittriger Stimme.

Ich kann ihren Schmerz fühlen und es schnürt mir den Hals zu. Wie unerträglich muss dieser Schmerz für sie sein?

"Liebt er dich?“ frage ich sie. “ Oh ja. Er liebt mich und das spüre ich auch. Nur beim Sex ist er total egoistisch und grob.“


Wie kann es sein, dass zwei Menschen die sich lieben, im intimsten Moment den sie miteinander erleben, weiter denn je von einander entfernt sind?


Wir alle sind in einer Maschinerie aus über 8 Milliarden Pornos gefangen. Uns allen werden Bilder „untergejubelt“, die uns so weit von unserer wahren Quelle wegholen hin in eine Welt, in der jeder von uns einsam ist und bleibt.

Der moderne Sex lässt in uns den wahren Sinn von Sexualität langsam sterben. Jeder Mensch hat tief in sich diese Quelle der Sexualität, die uns alle am Leben erhält. Diese Quelle muss wieder aufgesucht werden, damit Sex sowohl für den Mann als auch für die Frau langfristig erfüllend ist. Diese Quelle, aus der heraus jede Gänsehaut, jedes WOW entsteht, diese Quelle wird betäubt durch den auf uns liegenden Krach der modernen Sexualität.

In meiner Arbeit empfinde ich es als meine Aufgabe, den Frauen und Männern die Reise hin zu dieser Quelle wieder zu ermöglichen. Wir finden diese Quelle der Sexualität nicht im Kopf, nicht in Bildern, nicht im Handy, nicht am PC- da gibt es keinen Menschen, mit dem wir in Kontakt treten können. In diesen virtuellen Welten finden wir niemals die Quelle zu unserer Sexualität, die uns erfüllt und Sinn schenkt. In dieser virtuellen Welt bleibt jeder von uns am Ende einsam und allein. Das erklärt, warum immer mehr Pornos konsumiert werden, warum es immer mehr sein muss, immer heftiger und immer öfter. Weil die Leere „danach“ kaum noch auszuhalten ist. Der nächste Kick muss her, schon kurze Zeit nachdem.


Wie finde ich diese Quelle in mir?


Diese Quelle findest du immer dann, wenn sich etwas in dir öffnet. Wenn du in dir selbst still wirst. Solange du beim Sex Leistung vor Fühlen stellst. So lange es darum geht, etwas zu erreichen, so lange bleibt diese Quelle dir verschlossen.

Sobald du diese Quelle erreicht hast ist dort nicht mehr diese Leere, sondern es findet eine Begegnung statt. Es findet der Austausch intimster Zweisamkeit und Verbundenheit statt.

Dieses EINE Gefühl von WIR.

Dieses EINE Gefühl von LIEBE.


Sex vs. Liebe

 

Das große Hindernis was Mann und Frau haben ist, dass sie bis heute nicht erkannt haben, was der Unterschied ist zwischen Sex und Liebe.

Besonders dramatisch ist dies für die Frau, weil sie die Schöpferin von Liebe ist. Wenn sie den Unterschied von Liebe und Sex nicht kennt, wird sie verunsichert in dem, was sie ist. Sie wird launisch, emotional, unglücklich, unerfüllt, weil sie in ihrer gesamten Existenz verloren ist.

Um zu verstehen, was Liebe ist, musst du verstehen, was sie nicht ist. Und am besten gelingt dies, in dem du erkennst, was Sex ist.

Sex ist gewalttätig, weil er versucht ein Ende zu finden. Das bedeutet, er versucht ein Ende zu finden im Orgasmus oder er versucht, Macht über jemand anderen zu haben.

Im Sex wird der Mann ungeduldig- und die Frau wird es auch.

In der Liebe wird der Mann und die Frau nicht ungeduldig. Es geht nicht um die Information, die das Geschlecht des anderen für mich hat.

Wird Sex durch etwas im Außen unterbrochen- wie z.B. die Kinder, oder das Telefon klingelt, so kommt es zur Frustration, während es bei der Liebe nicht zur Frustration kommt, wenn der Akt unterbrochen wird, weil die Liebe immer da ist. Es gibt nichts, außer unterbrochen werden- außer der Handlung, weil wir immer wieder hierher zurückkommen können.

Sex hingegen ist ungeduldig. Sex verlangt auch von dem anderen: “ Gib mir einen Orgasmus. Gib mir Aufregung und Ektase.“ Es bringt den Verstand dazu sich Bilder vorzustellen, um mehr emotionale Kraft in die Situation zu bringen. Um den anderen physisch mehr zu stimulieren, damit ich verschwinden kann.

Das ist nicht Liebe. Das ist Sex.

Liebe stellt sich keine anderen Körper vor. Liebe stellt sich keine andere Situation vor. Liebe stellt sich gar nichts vor. Liebe IST.

Sex verfolgt Leidenschaft und vergisst dabei die Liebe. Von Leidenschaft verfolgt kommt er dann wieder wenn entweder der biologische Drang danach zurückkehrt oder genug Bilder die Phantasie wieder angezündet haben. So kehrt der Mann aus diesen Gründen zurück zur Frau und nicht aus Liebe. Immer auf der Suche nach dem nächsten Kick bleibt er innerlich leer und abhängig. Und die Frau stirbt innerlich ab, weil sie die Liebe, die sie in sich trägt nicht ausschütten kann.

Was immer Sex ist, es ist das Gegenteil von Liebe.

Liebe wird nicht unzufrieden. Liebe frustriert nicht. Liebe wird nie sagen: “ Oh. Ich muss kommen. “ Liebe wird nie sagen, es ist nicht genug.


Der neue Weg


Der Anfang jeder Reise beginnt immer in uns selbst. Wenn du in deinem Leben Liebe geben willst und Liebe empfangen willst beginnt der neue Weg als erstes in dir selbst.

Bevor du mit jemanden eine intime Begegnung erleben willst, solltest du dir selbst intim begegnen. Das bedeutet, dir deiner selbst bewusst werden. Nimm wahr wie deine Füße den Boden berühren, nimm wahr wie du jetzt gerade auf deinem Stuhl, oder deinem Bett oder deinem Sofa sitzt. Nimm dir 5 Minuten am Tag wo du ganz in dich hineinspürst. Lege dich hin oder setze dich hin und beobachte, was alles ist.

Hab keine Angst, denn es wird wahrscheinlich sein, dass Gefühle wie Unruhe, Schmerz, Kummer sich in dir zeigen. Wir alle haben in der Vergangenheit Erfahrungen gemacht, die uns weh taten. Diese alten Narben nehmen wir nur selten wahr, weil wir es nicht mehr gewohnt sind, mit uns selbst sein. Wir rauchen alle sehr gerne mit unseren Gedanken davon, weil wir das was da kommt nicht aushalten wollen.

Wenn du eine Frau bist lege dich bequem auf dein Bett und berühre deinen Körper. Berühre deine Brüste und spüre, wie sie sich über die Berührung freuen. Und wenn du ein Mann bist nehme diesen wundervollen Körper von dir wahr, ohne das du was machen musst. Du musst nichts leisten, nichts beweisen. Schließe Freundschaft mit diesem Körper.

Wenn du dann mit deinem Partner oder deiner Partnerin bist werde dir bewusst, dass du aus Billionen von Körperzellen bestehst, die alle darauf warten, berührt zu werden in ihrem Kern. Liebe findet nicht an einer Stelle im Körper statt- nicht am Penis, nicht an der Klitoris, nicht an den Brüsten. Liebe findet im ganzen Körper statt, und deshalb ladet euch ein einander zu erkunden. Diese Billionen von Zellen wollen zum schwingen gebracht werden und so tastet euch step by step heran und beobachtet, wie euer Körper sich verhält. Wo er zittert, wo Ängste kommen, wo Ungeduld beginnt. Bleibt in diesen Momenten still und lasst gehen, was den Fluss der Liebe behindert.

Und liebe Frauen- gebt den Männern Zeit. Für viele Männer ist Liebe machen verbunden mit großen Ängsten. Sie sind seit Jahrtausenden darauf konditioniert zu MACHEN. Für sie ist es derart befremdlich weil sie Angst haben, dass ihnen der Spaß und die Geilheit genommen wird und sie in einer Welt aus Blümchensex sterben. Doch darum geht es gar nicht.

Ein Mann, der nur einfach erleben soll und nicht machen soll, wird zutiefst verunsichert sein und vielleicht die Frage stellen: “ Reiche ich dir?“ Doch wenn er sich darauf einlassen kann und die Frau wirklich Geduld hat dann geschieht etwas magisches mit der Frau und das liebe Männer verspreche ich euch- die Frau wird sich öffnen auf eine Weise, die ihr bisher nicht kanntet.

Ihr werdet miteinander einen Raum betreten, der euch bisher verborgen blieb. Dieser Raum ist exklusiv, nicht austauschbar und einzigartig.


Viel Freude darin, LOVE Kathrin


die Autorin

 
KATHRIN GEEF

Kathrin Geef ist Inhaberin der Praxis für systemische Paartherapie, sowie Mindset- und Life-Coach für Frauen. Sie ist Autorin ihres Blogs und Gründerin des gemeinnützigen Vereins Speaker4Charity e.V..