written by Kathrin Geef | Blogartikel 

31. Mai 2019

Immanuel Kant hat gesagt:

„Was einen Wert hat, hat auch einen Preis. Der Mensch aber hat keinen Wert, er hat Würde.“

Keiner möchte dem widersprechen. Und doch bemerkt, wer sich ein wenig umschaut: Alles hat einen Preis. Das Leben eines jeden wird – mal mehr, mal weniger subtil, aber doch ununterbrochen – bewertet und verrechnet.
Die Butter im Regal hat ihren Preis, eben so das Haus am Wald und der Mensch bei der Arbeit.


Doch was wird bewertet?

Die Leistung des Menschen oder der Mensch selbst? Wer rechnet uns aus, was die Fähigkeit wert ist, nicht nur sich selbst, sondern auch andere ernst zu nehmen?

Der Philosoph Kant, unbestechlich, kühl – der aufgeräumteste Kopf, den die Menschheit vorzuweisen hat -, unterschied mit wünschenswerter Klarheit, was einen Wert hat, und was entwürdigt wird, indem man es bewertet. Alles, was sich auf unsere „Bedürfnisse” beziehe, schrieb er, habe einen „Marktpreis” und damit „bloß einen relativen Wert”. Der Mensch hingegen, den wir um seiner selbst willen schätzen (und nicht bloß, weil er Ansprüchen genügt), habe einen „absoluten”, also über allen Vergleich erhabenen „inneren Wert”, und der heiße „Würde”.

Mit anderen Worten: Menschen bewerten – wobei mancher viel, ein anderer wenig oder „nichts” und mancher „nichts mehr wert” wäre … – heißt, sie unwürdig behandeln. Ihre Würde hingegen bewahren wir ihnen, indem wir sie achten.


Heißt es deshalb im Grundgesetz

Artikel 1

(1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.

Dinge sind wertvoll, wenn wir sie brauchen können. Ein Schuh ist zum Beispiel wertvoll, wenn er passt und man mit ihm gut laufen kann. Wenn der Schuh kaputt ist und niemand mehr in ihm laufen kann, hat er keinen Wert mehr. Bei Menschen ist das anders: Der Mensch hat immer einen Wert. Auch wenn er krank ist. Auch wenn er nicht arbeiten kann.
Wenn etwas immer einen Wert hat, sagt man: Es hat eine Würde.

Jeder Mensch ist deshalb wertvoll, weil er ein Mensch ist.


WIE OFT HAT MAN DIR DEINEN WERT GENOMMEN?

Als kleines Mädchen war ich eines der Kinder, dass überall gemocht wurde. Ich lachte viel und war der sogenannte Sonnenschein. Meine Welt hatte einen überschaubaren Radius und in diesem fühlte ich mich sicher und geliebt.

Sobald ich jedoch anfing, diesen Radius zu vergrößern und die Welt nicht mehr durch mein kindliches Kaleidoskop sah, änderte sich meine Wirkung auf andere. Ich begann die Welt zu hinterfragen und auch das Verhalten der Menschen darin. Schon früh konnten mich die Erwachsenen mit ihren Geschichten nicht überzeugen und der Sinn einer Schulleistung konkurierte alsbald mit dem Sinn meines Wertes als Mensch. Ich wurde durch das System bewertet und das gefiel mir überhaupt nicht. Schon mit knapp 12 Jahren durchschaute ich die Bewertungsskala – wer wann wofür gemocht wurde. Ich durchschaute es, jedoch war mein Herz das Herz eines kleinen Mädchens, was gefallen wollte. Ich wollte dazu gehören. Und so kopierte ich das Verhalten was mir Lob, Anerkennung und Applaus versprach. Meiner inneren Überzeugung zum Trotz passte ich mich dem Bewertungsschema eines Systems an. Ich wollte dazu gehören. Ich wollte die Liebe meiner Eltern nicht riskieren und so ackerte ich mich ab, den Ansprüchen zu genügen.

Ich erlernte einen Beruf, der meinen Eltern gerecht wurde – und mich physisch wie psychisch an meine Grenzen bringen sollte. In der Medizin ist es wie in allen anderen Unternehmen- so lange am Ende die Bilanz stimmt und positiv ausfällt ist alles gut. Das, was die Medizin von allen anderen Unternehmen unterscheidet ist, dass der Mensch die Ware- das Produkt ist. Einmal mehr sollte genau dort nicht der Wert eines Menschen sondern seine Würde im Mittelpunkt stehen.

Bis heute ist es mir ein Rätsel, warum ich so viele Jahre alles daran setzte, anderen Menschen UM JEDEN PREIS zu gefallen. Ich machte Kniebeugen für ein kleines Lächeln, für ein bisschen Aufmerksamkeit hier, etwas Anerkennung da. Selten bis nie fragte ich mein eigenes Wertesystem, ob dies was ich tat, wirklich im Einklang steht mit meiner eigenen Definition von Gut und Schlecht. Ich war, wie so viele andere auch von klein an konditioniert auf das Wertesystem der Anderen. Ihre Werte wurden im Laufe der Zeit meine übernommenen Werte und die Story hätte ein Happy End, wäre ich auch wirklich happy geworden. Statt dessen entfernte ich mich so sehr von meinem eigenen Kern, meiner Quelle aus der Heraus mein Leben sich selbst navigiert, dass ich am Ende vom Kurs abkam.

Endstation.

Brustkrebs mit 34 Jahren und einer Prognose, die meinem Leben eine Haltbarkeit von unter einem halben Jahr prognostizierte.
Ich wollte jahrelang gefallen. Nun war ich selbst gefallen.


WAS IST DIE MESSAGE FÜR DICH?

Als ich vor über 12 Jahren diese schmerzhafte Erfahrung machte (mehr hier) hatte ich unendliche Angst, dass mir keine Zeit mehr bleibt, es jetzt „besser“ zu machen. Ich wollte doch so viel erreichen, hatte so viele Träume- und nur wenige gingen davon bis zu diesem Augenblick in Erfüllung.

Vielleicht kennst du dieses Gefühl, dass wir den Gedanken an das Ende des Lebens weit von uns schieben. Wir alle wissen davon, doch als junger Mensch machen wir uns wenig bis gar keine Gedanken darum, dass das Ganze ein Ablaufdatum hat. Was zum Einen gut ist, hat wie immer auch eine Kehrseite. Und die heißt Oberflächlichkeit. Das unbeschwerte Sein ist unendlich wichtig doch hier und jetzt kommt die Message an dich: werde dir darüber bewusst das du hier auf Erden eine begrenzte Zeit zur Verfügung hast. Keiner weiß, wie lange deine Reise dauert. Das hast du nur begrenzt in der Hand. Aber was du jederzeit tun kannst ist, diese Reise so wertvoll und sinnvoll und würdevoll leben, wie es dir nur möglich ist.

Erlaube deshalb niemals jemandem, dir deinen Wert und damit deine Würde zu nehmen.

Hast du Menschen um dich herum, die dich nicht ausnahmslos deiner selbst willen lieben verabschiede dich von ihnen und mache dich auf die Suche nach denen, die dich lieben- so wie du bist.

Und sei auch du ein Mensch, der dem anderen wertvoll und damit würdevoll begegnet. Denn wenn du weißt, dass das Kostbarste was du besitzt dein Leben ist, dann weißt du auch, dass der andere ebenso das Kostbarste besitzt – sein Leben.


WAS IST DEIN WERT?

Zum Ende meines Beitrag stelle ich dir eine Frage. Hast du dir schon einmal darüber Gedanken gemacht, welche Werte dir in deinem Leben besonders wichtig sind?

Wenn nicht, dann gebe ich dir hier wirklich einen Rat: TU ES!

Deine eigenen #lebenswerte zu kennen ist so wichtig. Sobald du weißt, wofür du stehst, wofür du wirklich stehst orientiert sich dein komplettes Leben an diesen Werten.

Nun sagst du zu Recht, dass es sehr viele Werte gibt. Tatsächlich hat man um die 400 Werte gefunden. Ich sage dir: FINDE DEINE 5 LEBENSWERTE!

Richte an ihnen deine Partnerschaft aus, deinen Beruf, deine Beziehungen mit anderen Menschen usw.
Du wirst sehen, es ist um so vieles einfacher und leichter und du ziehst wie von selbst die Menschen mit den gleichen oder sehr ähnlichen Lebenswerte an. DANN macht Leben mal richtig Spaß!


Viel Spaß dabei!

LOVE, Kathrin


die Autorin

 
KATHRIN GEEF

Kathrin Geef ist Inhaberin der Praxis für systemische Paartherapie, sowie Mindset- und Life-Coach für Frauen. Sie ist Autorin ihres Blogs und Gründerin des gemeinnützigen Vereins Speaker4Charity e.V..