Willst du es anderen immer recht machen?
Menschen, die es allen recht machen wollen, zahlen einen hohen Preis – nicht für andere, sondern für sich selbst. Sie sind freundlich, aber nicht echt. Um es allen anderen recht zu machen, können sie unmöglich sich selbst treu bleiben.
„Ich will keinen Fehler machen, der mich in Schwierigkeiten mit anderen Menschen bringt. Ich will nichts sagen, das andere verletzt. Ich würde lieber flüchten und etwas Riskantes vermeiden, als kämpfen, indem ich etwas sage oder tue, wie ich mich tatsächlich fühle.“
Viele Menschen leben ihr Leben so wie diese Klientin aus meiner Praxis. Sie beschäftigen sich unaufhörlich damit, was andere Menschen denken könnten, wenn sie etwas tun oder sagen.
Geht es dir auch zuweilen so?
Das Problem dabei: In der Regel weißt du nicht einmal, was andere denken – du vermutest es, aber wissen tust du es nicht.
Wir versuchen, die Gedanken der Menschen zu lesen, indem wir in unseren eigenen Köpfen hängen bleiben.
Wir machen uns Sorgen und wundern uns, welche möglichen Szenarien sich ergeben könnten, wenn wir etwas tun oder sagen, was andere nicht akzeptieren.
Wir denken, wir wissen, wie die Menschen auf unser Handeln reagieren werden. Das führt zu einer Menge „könnte“ und „würde“. Und es führt zu Sorgen und schlechten Gefühlen!
In diesen Fällen sind unsere Selbstgespräche (Gedankengespräche) aufgrund jahrelanger sozialer und kultureller Konditionierung reichlich vorhanden, ungeachtet unseres Lebensstils, unseres Aussehens oder unseres Glaubenssystems.
Wie entsteht diese Gewohnheit?
Nun, in der Zeit, in der wir heranwachsen, wird uns grundsätzlich gesagt, was akzeptiert wird und was nicht. Schon im Kindergarten wird im Stuhlkreis geübt, was gesellschaftlich erwünschtes Verhalten ist. In der Schule geht es weiter. Und natürlich vor allem in der Familie. Wenn du auf einem Dorf aufgewachsen bist, ist die soziale Kontrolle noch größer. „Was sollen denn die Leute denken …!“ ist dann ein oft gehörter Spruch.
Diese kulturellen Normen schaffen letztendlich einen Filter in unseren Köpfen, den alle unsere Gedanken und Handlungen durchlaufen, bevor wir handeln.
Das hat etwas Gutes, denn wir wissen dann, dass man nicht auf die Straße pinkeln darf, bei einer roten Ampel anhalten muss oder wie man sich in einem guten Restaurant zu benehmen hat.
Doch es hat auch eine Schattenseite. Der nachhaltigste soziale Trugschluss dabei ist die Vorstellung, dass es darauf ankommt, was andere von uns denken.
Während dieser Gedanke seinen Ursprung eindeutig evolutionäre Wurzeln hat (Reptiliengehirn), ist sein Wechsel vom Überlebensinstinkt zum sozialen Imperativ zu einem unserer größten Hindernisse für die Selbstakzeptanz geworden.
Unser Reptiliengehirn hat uns buchstäblich am Leben erhalten. Aber jetzt erweist es uns oft einen Bärendienst, indem es uns glauben macht, dass wir auf andere angewiesen wären, um uns zu mögen und zu bestätigen, damit wir überleben können.
Mit anderen Worten, wenn gleich wir unser Reptiliengehirn nicht annähernd so sehr brauchen wie unsere Vorfahren, so ist es doch bei uns geblieben, und wir können leicht in den Modus verfallen, alles zu glauben, was es uns leise zuflüstert.
Jeder möchte gemocht und akzeptiert werden, aber viele von uns verbringen viel zu viel Zeit und Energie damit, sich Gedanken darüber zu machen, was andere Leute denken.
Sich zu viel darum zu kümmern, was andere denken, ist ungesund und stressig. Es hält dich in einem Dauerzustand von „Kampf“ oder „Flucht“. Es führt dazu, dass wir uns wertlos fühlen und wir verpassen dann oft den gegenwärtigen Moment und das, was wirklich wichtig ist.
Es gibt aber gute Nachrichten!
Du hast die Fähigkeit, deine Gedanken und Energien umzuleiten, so dass du nicht länger an der Seitenlinie des Lebens sitzen und dir Gedanken darüber machen musst, was andere Menschen von dir denken. Du kannst ein authentischeres Leben freudig leben – und zwar nach deinen persönlichen Vorstellungen und Wünschen.
Sorgst du dich auch zu viel?
Was glaubst du, wie viele deiner Gedanken sind der Meinung anderer gewidmet?
Diese schwere Last, die dich tagein und tagaus belastet, rührt von den Meinungen anderer Menschen her. Warum ist so viel von deinem Glück von der Meinung anderer abhängig? Die Sorge über einen Satz, den du geäußert hast, oder eine Entscheidung, die du getroffen hast, kann dich in die tiefsten Tiefen des Elends und der Selbstverachtung schicken.
Ich bin sicher, du kennst das Gefühl!
Ist diese ständige Beschäftigung mit den Meinungen anderer zu einer Belastung für dich geworden? Wenn ja, wird es dich daran hindern, dein Leben zu leben, denn dein gesamtes Sein – deine Persönlichkeit, deine Gedanken und deine Handlungen – werden dann von einem idealisierten Standard dessen gesteuert, was andere Menschen sehen wollen.
Wenn du zu beschäftigt mit der Meinung anderer über dich selbst bist, kann es sein, dass du darüber deine eigene vergisst.
Aber woher weisst du, ob du nur Rücksicht auf die Gefühle anderer nimmst, oder ob du dich vor allem mit dem beschäftigst, was andere denken?
Hier ist eine Liste von Dingen, die dahinter stecken können.
Wenn du dich in einer dieser Situationen wiedererkennst, könnte es sein, dass du zu den Millionen von Menschen gehörst, die sich einfach zu sehr sorgen.
1. Du denkst, die Leute reden immer über dich
Klatsch ist ein hässlicher Blick auf einen anderen, aber es ist eine Realität in der Welt, in der wir leben.
Schaue nur mal auf die Auslage eines Zeitschriftenkiosks. Natürlich will niemand, dass er das Gesprächsthema ist, wenn er abwesend ist, aber wenn deine Sorgen darüber alles einnehmen, ist das nicht gut.
„Wenn einige im Büro über etwas lachen, denke ich sofort, dass sie über mich lachen. Ich weiß, dass das Quatsch ist, aber es verfolgt mich trotzdem den ganzen Tag.“
Selbst wenn du Gegenstand eines Gesprächs bist, brauchst du dich nicht mit Dingen zu beschäftigen, die du nicht kontrollieren kannst. Egal, was sie denken, es wird die Art und Weise, wie du dein Leben lebst, nicht verändern. Zumindest sollte es das nicht.
2. Du hast Angst davor, deine persönliche Meinung auszudrücken
Manche Leute sind sehr eigensinnig. Andere sind zurückhaltender. Und einige, die sich zu sehr darum kümmern, was andere denken, haben anscheinend überhaupt keine Meinung.
Deine Sorgen sind so groß, dass du nie ehrlich deine Meinung sagst.
Es mag unhöflich sein, jeden eigensinnigen Gedanken einem anderen an den Kopf zu werfen, doch du tust dir mit Sicherheit keinen Gefallen, indem du deine Überzeugungen im Innern einsperrst, besonders wenn jemand dir eine direkte Frage stellt.
Du schuldest es dem anderen, ehrlich zu sein, aber vor allem – du schuldest es dir selbst!
3. Du stehst nicht für dich selbst ein.
Dies kann in verschiedenen Situationen der Fall sein. Ein Beispiel ist, wenn jemand etwas Unhöfliches zu dir sagt. Oder wenn du lange in einer schädlichen Situation bleibst, einem Job, den du hasst oder Beziehungen zu giftigen Menschen aufrecht erhälst.
Dein geringes Selbstwertgefühl lässt dich glauben, dass du irgendwie nicht gut genug bist, um eine bessere Situation, einen besseren Freund oder einen besseren Job zu finden, so dass du bleibst.
Möglicherweise akzeptierst du sogar eine schlechte Behandlung in der Hoffnung, dass sie letztendlich in der Zustimmung der anderen Person endet. Wenn das nach dir klingt, dann sorgst du dich „zu viel“.
4. Du bist ein soziales Chamäleon.
Während es natürlich ist zu wollen, dass andere dich mögen, zumindest bis zu einem gewissen Grad, gibt es einen schmalen Grat zwischen freundlich sein und sich anderen unterwerfen. Ein „soziales Chamäleon“ zu sein, kann in manchen Situationen hilfreich sein.
Allerdings wird es zu einem Problem, wenn du dich dafür in einen völlig anderen Menschen verwandelst, nur um dich anzupassen. Wenn das nach dir klingt, dann kümmert es dich zu sehr, was andere von dir denken.
Es ist nie gut, zu ändern, wer man wirklich ist, nur um die perfekte Vorstellung eines anderen werden zu wollen.
Wenn du feststellst, dass du das öfter so machst, ist es vielleicht an der Zeit, dich zu fragen, wer deine wahren Freunde sind, weil es sich nicht lohnt, deine Zeit damit zu verbringen, Menschen zu erfreuen, die dein wahres Ich nicht zu schätzen wissen.
5. Du konzentrierst dich fast ausschließlich darauf, wie andere dich behandeln.
Es ist ein Zeichen von Unsicherheit, wenn du deine Identität auf dem aufbaust, was die Welt über dich sagt. Jede Person wird eine Meinung von dir haben, entsprechend ihrem Charakter, ihren Werten und Vorurteilen.
Diese Grundeinstellung spiegelt nicht deine Qualität oder deinen Wert wider, sondern reflektiert diese komplexen Variablen. Menschen, denen wir begegnen, kommen zu uns mit ihren eigenen Erfahrungen und Neigungen. In vielen Fällen gibt es sehr wenig, was wir tun können, um zu beeinflussen, ob jemand uns mag oder nicht, weil wir seine Vergangenheit, seine vorgefassten Vorstellungen oder seine Gedanken nicht kontrollieren können.
Sich darauf zu konzentrieren, wie andere dich behandeln, ist in zweierlei Hinsicht problematisch.
Wenn jemand dich schlecht behandelt, ist das ein Spiegelbild von ihm – nicht von dir.
Selbst die extremsten Persönlichkeiten können eine Nische in dieser Welt finden. Menschen reagieren gut auf authentische Menschen, auch wenn sie ein wenig unkonventionell sind.
6. Du kannst nicht NEIN sagen.
Manche Leute haben Angst vor dem Wort. Aber „nein“ ist genauso wichtig wie „ja“.
Der Grund dafür, nicht nein zu sagen, wenn man es will, läuft darauf hinaus, den anderen nicht enttäuschen zu wollen. Du kannst dein ganzes Leben damit verbringen, „Ja“ zu Dingen zu sagen, die du nicht tun willst, und dann zurückblicken, um zu erkennen, dass du dein Leben vergeudet hast, indem du alles getan hast, außer dem, was du wolltest.
Das Leben ist zu kurz, um das geschehen zu lassen!
7. Du bist konfliktscheu.
Du willst nicht, dass jemand wegen deines Verhaltens oder deiner Worte verletzt wird. Du willst auch keine negativen Emotionen wecken und die Menschen dazu bringen, sich schlecht zu fühlen. Also, versuchst du, auf Nummer sicher zu gehen – und lebst ein Leben, wie in einem Kokon.
Solche Sicherheitszonen zeigen, dass du es ablehnst, Risiken einzugehen und konventionelle Grenzen zu überschreiten. Weil du zu sehr darüber besorgt bist, was andere über dich denken würden.
8. Du wirst zu wenig respektiert.
Andere gehen über dich hinweg, nehmen das, was dir gehört, und respektieren dich nicht. Menschen nehmen deine Bereitschaft freundlich zu sein, als Schwäche wahr. Sich zu sehr darum zu kümmern, was andere denken, zeigt einen Minderwertigkeitskomplex. Meistens führt dies zu Enttäuschungen.
Wir alle sollten vollständig und stolz darauf sein, wer wir sind. Stehe für das ein, woran du glaubst, und noch wichtiger – stehe für für das ein, was du bist. Deine Zeit ist wertvoll, deine Meinung ist wichtig und du verdienst Respekt.
Hab‘ ein wunderschönes Wochenende!
Bleib gesund, deine Kathrin