written by Kathrin Geef | Blogartikel 

14. April 2021

Seit Jahren arbeite ich mit Paaren. Habe dazu die verschiedensten Ansätze gelernt und angewendet. Manchmal mit Erfolg, manchmal nicht. Vor allem, wenn ein Paar “zu spät” in die Paartherapie kam. Wenn die Liebe aufgebraucht war und jeder sich nur noch vor weiteren Verletzungen schützen wollte. In der Arbeit mit Paaren fiel mir eines immer wieder auf. Partner in Krisensituationen sind selten interessiert, was ihre Prägungen in der Kindheit mit ihrer aktuellen Krise zu tun haben. Weiterhin treten Beziehungskrisen vor allem auf, wenn die Partner ihre Verbundenheit zueinander nicht mehr spüren. Andauernde Konflikte und Streitereien sind ein Hilferuf, die zum Ausdruck bringen, dass die Partner einander eigentlich dringend brauchen.

Wenn ein Partner emotional nicht erreichbar ist, führt das fast immer zu Wut, Trauer, Schmerz und vor allem Angst. Die Angst fühlen Partner in einem Streit oder einer Meinungsverschiedenheit. Wenn sie eine sichere Bindung haben, dann erleben sie das als kurzfristiges Beziehungstief. Aber Partner mit weniger starker Bindung werden schnell überwältigt durch eine ‘Urangst’. Aus evolutionärer Sicht ist das logisch. Wenn die sichere Verbundenheit unterbrochen wird, dann verringern sich die Überlebenschancen.”

Dann beginnen Partner mit einem “Teufelsdialog”. Die Teufelsdialoge sind eigentlich Schutzstrategien, die sich äußern in:

➡️ Anklammern – durch Jammern und Beklagen, um Bestätigung zu erhalten

➡️ Drohen – durch Forderungen stellen oder Anklagen erheben

➡️ Distanzierung – der andere zieht sich zurück, um sich vor der Angst zu schützen

Sie verringern kurzfristig die Angst, aber die Distanz zwischen den beiden Partner wird schließlich so groß, dass sich keiner der beiden Partner in der Beziehung noch sicher und geborgen fühlen kann. Je länger die Partner einen Mangel an Bindung erleben, desto stärker werden sie von den Teufelskreisen, den negativen Interaktionen, mitgerissen.


Teufelsdialoge heißen nicht umsonst so

Und das sagt das Wort allein schon – Dialog des Teufels.

Es gibt drei sog. Teufelsdialoge.

  1. Such‘ den Bösen
  2. Protest
  3. Kampf oder Flucht oder Erstarren

Such` den Bösen

In diesem Dialog geht es vor allem um Selbstschutz. Ein Partner fühlt sich verletzt und kritisiert und geht daraufhin in die Defensive. Daraufhin verurteilen und beschuldigen sich die Partner gegenseitig, um wieder die Kontrolle über die Kränkung ihrer verletzten Gefühle zu erlangen.

Protest

Hier protestiert ein Partner gegen den Mangel an Verbundenheit, in dem er durch Schweigen und Rückzug seinen Unmut ausdrückt. Paare, die in diesem Dialog gefangen sind klagen oft über Probleme in der Kommunikation und ständigen Streitereien.

Kampf oder Flucht oder Erstarren

Der kritische Partner wendet sich ab und die Partner gehen nur noch distanziert miteinander um. Meist geschieht dies, wenn der Partner, der die Aufmerksamkeit des anderen gesucht hat, „aufgibt“.

Im Kern all dessen steckt ein Hilferuf. In den meisten Beziehungen kommt es nicht zu Problemen, weil der andere die Zahnpastatube nicht zu macht oder den Müll nicht rausbringt. Die Streits drehen sich mehr um den Mangel an Aufmerksamkeit, Vertrauen, Respekt, Anerkennung und Verständnis. Stecken Paare in einem dieser Dialoge fest heißt es auf der hinteren Bühne eigentlich:

Ich habe Angst, dich zu verlieren. Ich will nicht, dass du mich verletzt. Ich suche deine Nähe. Sei für mich da, wenn ich dich brauche.“

Es ist sinnlos, nach dem Schuldigen zu suchen oder nach dem, der angefangen hat. Ist ein Teufelsdialog erst einmal in Gang, verstricken sich beide in negative Reaktionen und Emotionen.


Was könnt ihr als Paar jetzt anders machen?

Kommunikationstechniken können uns im beruflichen Kontext helfen. Aber in Liebesbeziehungen greifen sie zu kurz. Denn was uns im beruflichen Umfeld fehlt, sind Gefühle von Verbundenheit und Intimität.

Die Teufelsdialoge sind euer Feind – nicht euer Freund!

Lernt, den Teufelsdialog als Feind zu sehen, nicht den anderen. Das ist wichtig, das wenigstens einer von euch erkennt, dass ihr in einem Dialog mit dem Teufel feststeckt.

Wir sind in einer Sackgasse. Ich stecke fest und distanziere mich immer mehr von dir und du wirst immer lauter und energischer. Ich denke, dass ist jetzt eine solche Situation, in der du dich von mir abgeschnitten fühlst. Stimmt das?"
"Ich werde immer wütender und lauter und du wist immer stiller und scheinst zu verschwinden. Hast du jetzt Angst, dass du mich jetzt verlieren könntest?“

Das beides sind Beispiele eines sog. Metadialogs. Das bedeutet, ihr schaut praktisch wie aus einem Heißluftballon auf euren Streit und erkennt dessen Qualität. Ein Metadialog ist die beste Strategie für eine Deeskalation.

Dem Partner die eigenen Gefühle auszudrücken birgt die Chance, sich einander auf eine neue, andere Art zu zeigen und damit eine neue, andere Reaktion zu entwickeln. Den Teufelskreis zu durchbrechen, ist dabei das unbedingte Ziel!

Natürlich hast du Angst, wieder verletzt zu werden. Natürlich ist es heute, nachdem ihr einander weh getan habt, schwerer. Anders als zu Beginn der Partnerschaft, ist es eben kein naives Vertrauen mehr, in dem jeder und jede von uns wie automatisch vertraut. Kommt es innerhalb einer Beziehung zu Verletzungen und ist das Vertrauen erst einmal angeknackst, verlangt uns das einen bewussten Schritt ab. Den aktiven – bewussten Schritt:

"Ja, ich vertraue. DIR – aber ( und das ist nicht unerheblich dabei) auch MIR.“

Wieder zu vertrauen, ist wie an etwas glauben. Wir wissen nicht (mehr), wenn wir glauben. Aber wir entscheiden uns dafür, an etwas zu glauben – jemandem zu glauben.

Zu Glauben ist ein aktiver, bewusster Akt, der immer mit Trost und Hoffnung verbunden ist. Sich und etwas zu glauben ist JA sagen zum Leben. Ja sagen zum Umstand, dass uns nichts sicher ist im Leben und wir dennoch gut daran tun, immer und immer und immer wieder an das Gute und die Liebe zu glauben! Zu glauben bedeutet, dem Teufel ein für alle Male klar zu machen, dass er zwischen dir und deinem Liebsten nichts zu suchen hat! je energischer und konsequenter ihr dabei vorgeht, je größer ist die Chance, die Dialoge des Teufels zu durchbrechen.


Love, Kathrin


die Autorin

 
KATHRIN GEEF

Kathrin Geef ist Inhaberin der Praxis für systemische Paartherapie, sowie Mindset- und Life-Coach für Frauen. Sie ist Autorin ihres Blogs und Gründerin des gemeinnützigen Vereins Speaker4Charity e.V..