Es ist ja eigenartig: Etwa jede dritte Ehe in Deutschland wird geschieden – mit noch immer leicht steigender Tendenz. Da könnte man doch meinen: Dieses Auseinandergehen fällt heutzutage den Menschen immer leichter. In gewisser Weise stimmt das auch: Scheidungen sind nicht mehr gesellschaftlich so tabuisiert wie früher, auch eine religiöse Einstellung hindert die meisten nicht mehr daran, sie zu vollziehen. Frauen sind auch ohne Mann »überlebensfähig« und brauchen zum Überleben nicht mehr unbedingt einen »Ernährer« für sich und die Familie. Das deshalb gewachsene Selbstvertrauen der Frauen zeigt sich auch darin, dass die Zahl derer, von denen die Initiative zur Trennung ausgeht, gegenüber früher sehr stark angestiegen ist.
Geht man also heutzutage tatsächlich viel schneller und leichter auseinander als früher?
So mag es auf den ersten Blick erscheinen. Und es kommt noch dazu, dass in der heutigen Zeit für den Zusammenhalt einer Beziehung eines immer wichtiger wird: Die von beiden erlebte lebendige erotische Liebe zwischen den Partnern. Wenn die verloren geht, tauchen »Trennung« und »Abbruch« als Möglichkeit sehr schnell am Horizont beider Partner auf.
»Leichter« stimmt nur äußerlich, weil die äußeren Barrieren für Trennung – Weltanschauung, soziale Sanktionen, wirtschaftliche Notwendigkeiten – kaum noch eine Rolle spielen. Emotional gibt es dagegen gerade heutzutage nur Weniges im Leben, das die Partner so umtreibt und mindestens einen der beiden so schmerzhaft trifft, wie eine Trennung vom Lebenspartner.
Bevor du gehst
Wenn ein Mensch sich innerhalb einer Beziehung immer öfter mit Trennungsgedanken „quält“, liegt das meiner Erfahrung nach an Grundbedürfnissen, die verletzt sind: das Grundbedürfnis nach sicherer Bindung und das Grundbedürfnis nach Eigenständigkeit. Lass uns also mal schauen woran es liegt, dass du jetzt gerade diesen Beitrag liest. In seinem Buch: „Trennungsschmerz und Neubeginn“ beschreibt Hans Jellouschek diese zwei Grundbedürfnisse folgendermaßen:Grundbedürfnis nach sicherer Bindung
„Wir wissen heute aus der Säuglingsforschung, dass kleine Kinder zu einem guten Aufwachsen, ja sogar zum Überleben, eine »sichere Bindung« brauchen. Als Erwachsene brauchen wir diese nicht mehr, um überleben zu können, aber wir brauchen und suchen sie weiter für ein »gutes« und »glückliches« Leben. Wir sind nicht mehr so hilflos ohne sie wie als kleine Kinder, wir suchen sie aber trotzdem – weil wir uns irgendwo aufgehoben und zu Hause fühlen wollen, nicht mehr bei den Eltern, aber bei einem zweiten Erwachsenen, bei einem Mann, einer Frau, die wir lieben und die uns liebt. Darum liegt – wie einschlägige Untersuchungen in letzter Zeit gezeigt haben – im Eingehen jeder Ehe die Sehnsucht danach und der Wille dazu, sie möge »von Dauer« sein.Grundbedürfnis nach Eigenständigkeit
„»Eigenständigkeit«, Autonomie, meint ja nicht, jedenfalls nicht in erster Linie, »allein sein wollen«, es bedeutet vielmehr, dass der Erwachsene sich außer in »sicherer Bindung« auch noch »autonom« erleben will. »Eigenständigkeit« bedeutet aber sehr zentral auch, »ein eigenes Lebenskonzept haben«, eines, das meiner autonomen Entscheidung entspricht, das ich ganz persönlich »will«.
Wenn du dich immer wieder bei dem Gedanken an eine Trennung ertappst prüfe, welches dieser Grundbedürfnisse wurde in der Vergangenheit in deiner Beziehung nicht beantwortet. Was fand nicht genug Raum? Fühltest du dich sicher und geborgen und / oder konntest du sein oder werden, wer, was und wie du dich begreifst?
Bevor du den Schritt einer Trennung vollziehst, gibt es eine Sache, die ich dir mitteilen möchte. Ziehe dies mit ins Kalkül, denn es hat sich in meiner Arbeit mit Paaren gezeigt, dass es gut ist, sich damit auseinanderzusetzen, bevor eine endgültige Entscheidung dies für immer unmöglich macht.
Für eine vorgeschlagene Zeit eine entscheidungsfreie Zone einrichten
Damit du dir ganz sicher bist, dass du deine Entscheidung zur Trennung hinterher nicht bereust, hat sich folgendes Vorgehen in meiner Arbeit mit Paaren bewährt:
Zunächst hat das Paar vereinbart, sich innerhalb einer vorgeschlagenen Zeit, sich weder endgültig für noch endgültig gegen die Beziehung zu entscheiden. Trennen oder Bleiben werden also für eine bestimmte Zeit als Lösungsidee ausgesetzt. Damit entfernt man das Damoklesschwert, welches einer endgültigen Entscheidung gleichkäme. Diese über dem Paar schwebende Angst, es könne endgültig zu Ende sein oder gar so weiterlaufen wie bisher, bedroht und erschwert Entwicklungsschritte. Endgültige Entscheidungen in beide Richtungen werden mit dieser Vereinbarung außer Kraft gesetzt. Endgültig zusammenbleiben oder sich endgültig trennen soll zunächst nicht mehr Thema sein, nicht diskutiert werden.
Ich sage dann meist :“Trennen können Sie sich ja immer noch. Diese Lösung läuft Ihnen ja nicht davon. Bis dahin können Sie die Zeit nutzen, und hier – also in der Beratung – was Neues ausprobieren. Was meinen Sie?“
Diesen Druck zu reduzieren ist wichtig, um das Stresslevel zu senken. Das ist vor allem für den Partner wichtig, der eher „auf dem Sprung“ ist – denn er befürchtet ja, alles bleibt beim Alten und keine Veränderung setzt sich in Gang. Eine andere Bedrohung stellt die mögliche endgültige Trennung dar, sobald der Kontakt wieder krisenhafter wird.
Solange der Druck einer endgültigen Entscheidung auf euch als Paar lastet, gibt es keine förderlichen Bedingungen für eine anstehende Entwicklung. Damit der Raum einen sicheren Boden bietet, in welchem ihr als Paar euch anders begegnet als bisher, wo ihr neue Sichtweisen erwerben und in alternatives Handeln verwandeln könnt, ist diese Absicherung über einen entscheidungsfreien Zeitraum unabdingbar.
Wenn du also bisher dich gewundert hast, warum keine Veränderung stattfand ziehe diese Überlegung mit in Betracht – vielleicht lag einfach zu viel Druck auf dem anderen. Wer liegt schon gerne unter einem Damoklesschwert?
Wenn du einen Wasserschaden hast – wen fragst du dann um Hilfe?
In Zeiten von Youtube kann jeder sich heute die Infos holen, die er braucht. Da wird unter Anleitung gebacken, gekocht, geschraubt und geschminkt. Doch eins bleibt dabei unverändert – DU MUSST DAS ALLES SELBER MACHEN. Keine Sally kommt zu dir und backt dir eine Motivtorte. Kein Jamie Oliver zaubert dir ein 3 Gänge Menü. Du musst selbst ran den Herd.
Wenn du nun in all dem schon ganz gut bist – prima. Doch selbst wenn du die ein oder andere Motivtorte hinbekommst – irgendwann fehlt dann doch dies oder jenes Werkzeug, oder die Erfahrung, oder schlichtweg das Wissen.
Deshalb ruft man immer noch gerne Handwerker, oder lässt einen Profi ans Werk. Weil der das einfach besser weiß und kann.
So ist das auch in deiner Beziehung.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass du dich schon mit allerlei Ratgebern ausgestattet hast. Du liest Beiträge wie diesen (hast du schon meinen Blog abonniert?) und redest bestimmt auch gern mit deinen Freundinnen darüber. Doch irgendwie will sich einfach nichts ändern. Die Gespräche mit deinem Partner drehen sich im Kreis, ihr kommt immer wieder an die selbe Stelle und irgendwann widmet sich jeder anderen Themen, weil es einfach nur noch nervig und anstrengend ist. Doch geklärt, geschweige gebessert hat sich nichts.
Soll ich dir sagen, warum?
Weil ihr immer aus dem selben Blickwinkel drauf schaut. Könnt ihr gar nicht anders. Denn jedem von euch ist es nur möglich, aus seiner eigenen Sicht die Dinge zu betrachten. Jeder von euch hat einen blinden Fleck (den hat übrigens JEDER) der es unmöglich macht, einen gewissen Teil der eigenen Anteile zu erkennen. Weiter schaut jeder aus seiner eigenen Herkunftsprägung auf die Umstände. So ist eine gut gemeinte Absicht noch lange nicht in ihrer Wirkung gut. Du bringst deiner Frau rote Rosen mit und weißt vielleicht nicht, dass sie dann immer ROT sieht (weil ihr Vater immer der Mutter Blumen mitbrachte, wenn er fremd ging). All diese Muster und Prägungen aus der Vergangenheit wirken in die Gegenwart und verhindern eine Zukunft, die auf euren Werten und Bedürfnissen beruht.
Was kannst du nun machen um deine Beziehung zu retten – und ich gehe davon aus, dass du das willst. Wenn nicht, wünsche ich dir von Herzen alles Liebe. Für dich sind die folgenden Zeilen dann nichts.
Okay. Du willst also deine Beziehung retten? Prima.
Bist du bereit wirklich hinzusehen? Denn du weißt – es gehören immer zwei dazu. Auch für den Mist, der nicht so gut läuft. Wenn du bereit bist, dann suche dir schnellstmöglich einen Profi, der euch unterstützt. Schaut, wer für euch beide passt.
Falls das zufälligerweise ich sein könnte – hier mein Angebot an euch:
Ich schaue mit euch zusammen erst mal auf euren IST- Zustand. Dann klären wir, wohin eure Reise gehen soll. Also wo seht ihr euch nach der Beratung? Wir gehen noch mal eure Paargeschichte durch, klären, in welchem Lebenszyklusabschnitt ihr euch gerade befindet, schauen mal wie es mit der Sexualität so läuft, und wo vielleicht Verletzungen aus der Vergangenheit in eure Beziehung wirken. Wir prüfen, ob noch Ressourcen für eure Beziehung vorhanden sind und wenn ja, welche. Und am Ende werdet ihr bestimmen, ob der gemeinsame Weg weiter geht oder beendet wird. Die Garantie auf Gelingen kann ich euch nicht geben, aber was ich euch verspreche ist, dass ihr sehr viel klarer in die eine, wie in die andere Richtung gehen werdet.
Was bleibt für euch zu tun?
Meldet euch bei mir! Dann schauen wir weiter.
Ich freue mich auf euch!
Kathrin
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