®“ Wir hatten lange Zeit guten Sex. Wir waren wie verrückt nacheinander und haben uns viel Zeit genommen. Damals waren wir uns sehr nah und vertraut. In den ersten Jahren bestand unser Kosmos nur aus unseren Jobs und uns. In welches Restaurant gehen wir, wohin fliegen wir in den Urlaub? Wir waren spontan und frei. Die ersten zehn Jahre waren wir wirklich ein Traumpaar. Natürlich gab es da auch schon Phasen, in denen wir seltener miteinander geschlafen haben – weil wir viel arbeiteten, so das wir zu erschöpft waren.
Nach den Geburten unserer Kinder nun seit einem Jahr keinen Sex mehr. Ich bin frustriert. Seit über einem Jahr läuft gar nichts mehr. In 365 Tagen haben wir kein einziges Mal miteinander geschlafen. Aus unserem Liebessturm ist eine Flaute geworden.
Mit der Geburt unseres ersten Kindes wurde es ruhiger um uns. Ich bin eine Mutterglucke geworden. Dann kam noch ein Kind. Mein Mann rutschte immer weiter ins Abseits. Ich hätte das vorher nie geglaubt, aber genauso ist es passiert. Und es tut mir leid, gerne würde ich es rückgängig machen. Denn das Grundgefühl, dass ich in meinen Mann verliebt bin und ihn cool finde, ist eigentlich noch da. …..“
So, oder ähnlich klingen die meisten Mails, die ich von Ratsuchenden (meist Frauen) erhalte.
Die meisten Paare, die sich bei mir zum Paarcoaching einfinden, kommen ohne Umschweife auf das eigentliche Thema zu sprechen: Sie hat keine Lust mehr auf Ihn. Manchen ist der Zeitpunkt für diese tragische Veränderung durchaus bewusst, andere wiederum erinnern sich erst auf meine Nachfrage daran: ab der Geburt des Kindes war es vorbei. Vorher hatten sie ein fantastisches Liebesleben und zeugten deshalb auch ihr Kind. Sogar in der Schwangerschaft genossen sie die Sexualität miteinander. Einige Zeit nach der Entbindung rafften sich die Frauen noch einmal auf, um ein Geschwisterchen für ihr Kind zu zeugen und danach kam dann alles zum Erliegen.
So recht können sich die meisten Frauen ihre Lustlosigkeit selbst nicht erklären, obwohl sie sich redlich bemühen: die Geburt war so schwer und hinterließ Spuren, ihr Körper hat sich zum Nachteil verändert und sie fühlen sich nicht mehr so wohl in ihrer Haut, sie finden sich vom Mann mit den Kindern alleine gelassen, ihr Selbstwert leidet unter der eingeschränkten oder fehlenden Berufstätigkeit, das Kind (oder die Kinder) sind so anstrengend, die Wohnsituation ist so ungünstig, sie haben keine, oder unangenehme Familienangehörige in der Nähe, die finanzielle Situation belastet sie uvm. Selbst Frauen, auf die diese Punkte kaum zutreffen, verspüren auch keine Lust mehr auf ihren Partner.
Für den Mann ist diese Situation unerträglich. Er erlebt seine ihm vorher körperlich sehr zugewandte Frau plötzlich total abweisend und/oder sexuell völlig gleichgültig. Er erfährt von Anderen, dass das während der ersten Zeit mit dem Baby ganz normal ist und beginnt zu warten. Er malt sich in seinen körperlich einsamen Nächten schon aus, was sie später alles miteinander erleben werden und freut sich natürlich an seinem Kind. Die Wartezeit wird aber immer länger und er beginnt mit vorsichtigen Annäherungsversuchen. Seine Frau reagiert entweder gar nicht, oder vertröstet ihn auf später. Falls sie darauf eingeht, wirkt es enttäuschend mechanisch. Beide beruhigen sich damit, dass sich das schon wieder beruhigt und er wartet weiter.
Irgendwann hält der Mann es nicht mehr aus. Er fühlt sich unbefriedigt, unausgeglichen, ungeliebt und beginnt seiner Frau Vorwürfe zu machen. Sie schwankt zwischen eigenen Schuldgefühlen und Wut auf ihn. Ein Teufelskreis beginnt. In den meisten Fällen gelingt den Paaren hier kein Ausweg und sie leben in einer sehr angespannten Stimmung weiterhin zusammen.
Weiterentwicklung oder Flucht
Wer an diesem Punkt innerhalb seiner Partnerschaft sich nicht weiterentwickeln will, weil es zu anstrengend ist, wird eine Affäre haben, sich scheiden lassen, oder in völlige Gleichgültigkeit verfallen und eine schreckliche Beziehung führen.
Tiefenpsychologisch betrachtet, ist der Übergang von der Zweier- zur Dreierbeziehung, wie er durch die Geburt des Kindes stattfindet, eine drastische Veränderung. Das Paar, das bisher zu zweit seine Beziehung pflegte, muss seine Rollen völlig neu sortieren und steigt gleichzeitig eine Generation auf. Zudem werden vom Umfeld und von jedem der Beiden selbst nur Glücksgefühle wegen dem Elternsein erwartet. Diese wunderbaren Gefühle existieren natürlich auch, nur eben nicht durchgehend. Die Partnerschaft rückt in den Hintergrund und soll trotzdem noch die lustvolle Sexualität hervorbringen wie zu den Zeiten als man noch zu zweit war.
Frauen verschmelzen im ersten Lebensjahr mit dem Säugling und diese Mutter-Kind-Symbiose ist für die Entwicklung des Babys sehr wichtig. Natürlich spielt der Vater auch zunehmend eine Rolle, nur eben in dieser ersten Zeit aus biologischen Gründen meistens nicht in der Intensität wie die Mutter. Nach dieser intensiven Phase mit dem Baby gelingt der Wiedereinstieg in die Paarbeziehung meistens nur unvollständig, oder gar nicht. Das Kind steht nicht neben, sondern zwischen dem Paar und ist zumindest für die Mutter die Nummer 1. Meistens findet das Abnabeln vom ersten Kind nur dafür statt, um das zweite Kind zu zeugen und danach besteht schon so eine große Kluft zwischen dem Paar, dass es sich fast nur noch über das Eltern sein definiert.
Der ausgediente Mann
Da die Frauen eine tiefe Symbiose mit ihrem Kind erleben, fehlt den meisten von ihnen die zwischenmenschliche emotionale Kommunikation mit ihrem Partner nicht. Das Baby juchzt und reagiert mit einem bezaubernden Lächeln, wenn die Mutter sich mit dem Gesicht über beugt. Das, was früher der Mann der Frau an emotionalen Feedback sendete und was die Frau als solches auch eingefordert hat, wird ersetzt durch die Präsenz des Kindes. Der Mann fühlt sich immer wertloser und ausrangiert, und fordert sein emotionales Feedback- meist in Form von sexuellem Kontakt- ein. Sexueller Kontakt, für den Mann DIE emotionale Rückkoppellung „Ich bin in Ordnung, wie ich bin. Geliebt und Gewollt“, soll die klaffende Wunde schließen und die Angst vertreiben, überflüssig geworden zu sein.
Paare, die an diesem Punkt angekommen sind, stehen vor ihrem emotionalen Patt. Er- emotional leer und sie emotional „befriedigt“, nur nicht durch ihn. Da sie VERMEINTLICH nichts vermisst, versteht sie nicht, warum seine Laune immer weiter in den Keller fällt, sie immer öfter streiten, bis er eines Tages nur noch mitten in der Nacht von der Arbeit nach Hause kommt. Immer öfter kommt es zum Streit, in dem sie sagt: “ Du setzt mich unter Druck, dann kann ich gar nicht“. Das klassische Bild des triebgesteuerten Mannes wird in ihr bestätigt. „Typisch Mann“ grollt es in ihr – „Die wollen eh nur Sex“.
Beide verlieren sich komplett aus den Augen. Während am Anfang der Partnerschaft der Mann die Nummer 1 war, rückt nun das Kind an diese Stelle.
Die Chance auf eine tiefe Beziehung
Ein Partner und auch ein Kind machen das Leben nicht leichter. Wenn man Glück hat, versüßen sie das Leben, aber den Anforderungen des Lebens muss man sich doch nach wie vor stellen. Menschen suchen ja gerne nach einem einfachen Weg. Aber wenn sie erkennen, dass es einen guten Grund dafür gibt, warum etwas schwierig ist – dann wird es leichter.
Niemand ist komplett fertig entwickelt, wenn er eine Beziehung eingeht. Genau deswegen suchen wir uns ja einen Partner. Wenn wir uns selbst genügten, würden wir Single bleiben. Am Anfang einer Beziehung wird man von seinem Partner positiv gespiegelt, das heißt, man bekommt ein positives Feedback zu seiner Person. Das fühlt sich super an. Bleibt nun dieses positive Feedback wegen der Verbindung Mutter/Kind aus, ist das schwer zu ertragen. Die meisten Männer resignieren an dieser Stelle, werden immer kälter und grenzen sich komplett aus dem Familienleben aus, was wiederum dazu führt, dass die Frau sich mit den anfallenden Aufgaben allein gelassen fühlt. Beide erkennen nicht, wie sehr sie einander in Wahrheit brauchen- denn, ein Kind hat nicht den Sinn und Zweck, die Mutter emotional zu stabilisieren, noch hat die Frau Sinn und Zweck, den Mann zu stabilisieren.
Wenn ein Paar es schafft zu erkennen, dass die eigene Bedürftigkeit und das eigene emotionale Gleichgewicht nicht durch andere hergestellt wird, haben beide Partner eine echte Chance auf menschliches Wachstum. Um ein emotionales Gleichgewicht zu erreichen, gilt es, vier zentrale Fähigkeiten zu stärken. Ich nenne sie die vier Aspekte der Balance. Statt sich den Vorstellungen des Partners anzupassen, sollte man auf eigenen Beinen stehen und sich darüber klar werden, wer man ist und welche Ziele einem wichtig sind. Außerdem sollte man an der Fähigkeit arbeiten, sich selbst zu beruhigen und die eigenen Ängste zu überwinden. Wer im Streit beispielsweise unbedingt zuerst die Entschuldigung des Partners braucht, um Frieden schließen zu können, hat Defizite bei der emotionalen Selbstregulierung. Der dritte Aspekt: nicht übertrieben reagieren oder davonlaufen. Und zuletzt geht es um die Bereitschaft sich – auch wenn es frustrierend ist – mit Problemen auseinanderzusetzen und das Unbehagen, das die Weiterentwicklung auslöst, zu ertragen.
Wer bereit ist, zu wachsen, wird Sex haben, wie er ihn vorher nicht kannte. Intimer, erfüllender.
LOVE, Kathrin
PS: Die meisten Paare suchen eine Paarberatung / Paarcoaching auf, wenn es (fast) schon zu spät ist und die Verletzungen bereits tiefe Narben hinterlassen haben. Deshalb gebe ich dir / euch den wertvollsten Rat überhaupt: holt euch frühzeitig Hilfe oder mein Liebeseinmaleins® – genau dafür habe ich es kreiert!